Unsere wöchentlichen Lebensmittelausgaben sind für uns nie Routine. Obwohl wir unglaublich viele Besucher haben, die schon seit Jahren zu uns kommen, und obwohl die grundsätzlichen Abläufe immer gleich sind, gibt es doch immer wieder Schwankungen. Mal ist die Stimmung anders, mal hat man besonders tolle Lebensmittel oder andere Besonderheiten und freut sich mit, mal ist es an irgendeiner Stelle knapp und man bangt. An manchen Freitagen kommt man extrem erschöpft nach Hause, an anderen ist man voller Energie. Der vergangene Freitag war eher Ersteres.
Nicht nur, dass wir unfassbar viele neue Besucher hatten, es ist Monatsende und manche Menschen wissen einfach nicht mehr, wie sie ihre Lebenshaltung in dieser Zeit bestreiten sollen. Schon ganz früh standen die ersten Männer und Frauen bei uns Schlange. Und noch während wir die Autos ausladen, werden Wünsche geäußert. Mehr oder weniger subtil. Es gibt die ganz stillen Menschen, die man fragen, wo man von sich aus anbieten muss. Und es gibt die Lauten, die sich durchsetzen können. Bei uns sollen aber nicht das Recht des Stärkeren gelten, und manchmal braucht es da feinfühliges Eingreifen. Manchmal helfen nur klare, aber freundliche Ansagen.
Wir stehen jeden Freitag vor der Herausforderung, dass wir entscheiden müssen, ob wir noch neue Besucher annehmen können und wie „dringend“ der Bedarf ist. Obdachlose sowie wohnungslose Menschen werden bei uns immer versorgt. Familien, die in völlig anderen Stadtbezirken wohnen und sich auch dort bei der Tafel anmelden könnten, sind manchmal bei uns an der falschen Stelle. Aber auch da gibt es Ausnahmen und man muss eigentlich mit jedem genau eruieren, wo es fehlt und was wir tun können.
Unsere Kapazitätsgrenzen für die Lebensmittelverteilung sind längst erreicht. Aber auch die Kleiderausgabe ist jeden Freitag nach „Ladenschluss“ wie leer gefegt. Der Bedarf ist so enorm, die wichtigsten Dinge sind immer Schuhe, neue Unterwäsche, Socken, Hosen, Jacken und Rucksäcke für Männer, Unterwäsche und Jeans auch für Frauen. Dringender Spendenaufruf! Wir haben von den oben genannten Artikeln quasi nichts mehr! Da wir eine Kleiderausgabe für obdachlose Menschen durchführen, brauchen wir zu 90% Männersachen, zu 10% Frauensachen. Kinder- und Babykleidung können wir aus Platzgründen leider nicht annehmen!
Für uns ist auch immer wichtig, dass wir Zeit für Gespräche haben. Dass man zuhören kann und konkret bei Problemen anpacken. Wenn wir genügend Helfer sind, so wie diesen Freitag, dann klappt das. Dann haben wir immer jemanden im Büro, der genau diese Aufgabe übernimmt. In der Lebensmittelverteilung sind 2-3 Helferinnen und Helfer. Genauso in der Kleiderkammer. Und Tilman und Ingo, unser Dreamteam an der Türe.
Gestern war es aus so vielen verschiedenen Gründen anstrengend, einer davon war, dass einige Besucher mit teilweise gravierenden Problemen zu uns kamen. Teilweise nicht lösbar, nicht für uns, nicht für den Besucher selbst. Das frustriert, und man leidet einfach mit. Es fließen immer wieder Tränen und das ist auch wichtig und ok, aber hilflos daneben sitzen und nur trösten aber nichts ändern können, das ist etwas, das einem nachhängt. Das betrifft zum Beispiel Krankheit, Sucht, Schicksalsschläge. Man bekommt Einblicke in so viele verschiedene Leben. Und manche sind einfach verdammt hart! Und es beschämt dann zutiefst, wenn Kleinigkeiten große Dankbarkeit hervorrufen. Auch das hängt nach.
Vielen Dank an alle die uns unterstützen und schon seit Jahren dafür sorgen, dass wir auf diese Weise helfen können.